In einer offenen, liberalen Gesellschaft, in der viele Singles auf Partnersuche sind, scheinen das Internet und die vielen Singlebörsen, fantastische Kontaktmöglichkeiten in einem nie gekannten Ausmaß zu bieten. Dabei ist es auch so einfach, den Kontakt zu einem Fremden herzustellen, Casual Dating ist in. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich umständlich und eventuell noch postlagernd Briefe mit einem kleinen Passbildchen schrieb und auf ein persönliches Treffen hoffte.
Warum Sicherheit beim Online Dating so wichtig ist
Mobile-Dating-Apps mit Chatfunktion stellen den Kontakt in Echtzeit her, und das zählt bei vielen Menschen, die keine Zeit zu verlieren haben. Per Knopfdruck wird eine Email mit vielen persönlichen Daten und Fotos sekundenschnell versandt und zwar an vollkommen fremde, zunächst nur virtuell existierende Personen. Bei aller Begeisterung übersehen arglose Nutzer oft, dass diese Form der Kontaktaufnahme nicht nur Chancen birgt, sondern auch erhebliche Risiken. Während etwa der klassische Heiratsschwindler früherer Zeiten sich noch stark ins Zeug legen musste, um zumindest eine Zeitlang mit einer persönlichen Performance und Scheinidentität zu überzeugen, haben seine Kollegen im Internet es wesentlich einfacher.
Romance Scam – in Deutschland ein Problem?
Das deutsche Internet kennt Love und Romance Scam in nicht unerheblichem Umfang. Genauso einfach wie nämlich die Kontaktaufnahme, so einfach ist es, ein falsches, virtuelles „Ich“ zu erschaffen. Das Fake kann mit falschen Fotos, falscher Identität und falschen Versprechungen einen potentiellen Partner per Netz und Telefon begeistern sowie im weiteren Verlauf des Kontakts Geldzahlungen an Phantomexistenzen erreichen. Gerade dann, wenn es nach dem Aufbau einer scheinbar vertrauensvollen Internetbeziehung zu einem persönlichen Kontakt kommen soll, gerät der Scammer typischerweise in eine vermeintliche, vor allem finanzielle Notlage, die den mitleidenden Datingpartner nicht selten zu Zahlungen an die Scammer-Existenz veranlassen, zum Beispiel für angebliche Reise- oder Krankenhauskosten.
Gut gemachte Fake-Identitäten in Singlebörsen
Leider hört der Dating Partner nach einer oder mehrerer Zahlungen nie wieder etwas von seiner großen Internet-Liebe und sämtliche Nachforschungen nach dieser Person gehen regelmäßig ins Leere. Die Zahlungen gehen real meist an geschickte, junge Männer in Nigeria, Russland oder anderen Ländern die sich für eine ganz andere Person ausgegeben haben und teilweise über Monate eine elektronische Korrespondenz unter diesem Fake geführt haben. Die Möglichkeit, sich bei leichtsinnigen Usern im Internet oder über die geprellten Dating-Partner Fotos zu verschaffen, mit der sich eine Fake-Identität überzeugend darstellen lässt, macht es diesen Betrügern sehr einfach.
Weitere Gefahren und Risiken beim Online Dating
Der Fotoklau und das Scamming sind jedoch nicht die einzigen Gefahren beim Online Dating. Der sorglose Umgang mit Fotos und persönlichen Daten öffnet auch die Türen für Stalker, die sich wahnhaft an andere, fremde Personen klammern und versuchen, Kontrolle über den anderen Menschen und sein Leben zu erreichen. Hierher gehört etwa auch die systematische Rufzerstörung über Fotomontagen und gefakte Einträge auf Social Media Plattformen. Stalking trifft dabei bei weitem nicht nur Prominente.
Wie Singlebörsen Anbieter Ihre User schützen
Mit fremden Daten kann man unter Umständen unter falscher Identität und auf Kosten anderer Menschen einkaufen und Waren bestellen, was den echten Namensinhabern regelmäßig nicht wenig Ärger einbringt. Natürlich wissen Kontaktbörsen, Mobile-Dating-Apps und verwandte Plattformen längst um diese Gefahren und versuchen ihrerseits, durch vielfältige Kontrollmaßnahmen ihre User zu schützen. Gerade kostenlose Singlebörsen ziehen leider oft auch Fakes an. Der Anbieter von kostenlosen Singlebörsen kann allerdings mit strengen Fotokontrollen, Plausibilitätsprüfungen bei den Accounts, Identitätsprüfverfahren und eingeschränkten Möglichkeiten zum Herunterladen von Daten und Fotos gegensteuern. Allerdings liegt es auch beim Nutzer und damit bei Ihnen selbst, durch einfache Vorsichtsmaßnahmen die Möglichkeit zu reduzieren, am Ende das Opfer von Missbrauch und kriminellen Handlungen beim Online-Dating zu sein.
10 Tipps für mehr Sicherheit beim Online Dating
1. Wählen Sie einen seriösen Anbieter
Seriöse Anbieter haben ein Qualitätssiegel. Bekannt ist etwa das sogenannte S.P.I.N-Siegel. Dieses Siegel des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft e.V. arbeitet mit dem Kodex „Seriöse Partnersuche im Netz“. Vor Verleihung dieses Siegels steht ein anspruchsvolles Auditing Programm der teilnehmenden Anbieter. Unter anderem haben die ausgezeichneten Anbieter gerade im Bereich Datenschutz, Prüfung der Echtheit von Profilen und Transparenz bei der gesamten Gestaltung und Preisstruktur umfangreiche Nachweise zu erbringen. Namhafte Partnerbörsen wie FS24 und Flirtbörsen wie zum Beispiel Shop a man, eDarling, NEU de oder Casual Dating Seiten wie Secret und viele mehr sind inzwischen mit dem Siegel ausgezeichnet. Häufig wird auch ein TÜV-Siegel vergeben wie z.B. bei LOVEPOINT.
Der TÜV prüft ebenfalls Datenschutz, den Schutz vor Fakes und die Seriosität des Anbieters. Absolute Mindestanforderung ist auch, dass der Anbieter eine ausführliche Datenschutzerklärung auf seiner Webseite veröffentlicht hat. Haben Sie Zweifel, fragen Sie vor Inanspruchnahme eines Anbieters bei diesem an, wie es um den Datenschutz und die Echtheit der Profile bestellt ist. Seriöse Anbieter beantworten in der Regel Ihren Fragen.
2. Sorgen Sie für den Schutz Ihrer Daten
Sie sind gut beraten, zunächst mit einem neutralen Nickname aktiv zu werden, der keine Rückschlüsse auf Ihre wahre Identität zulässt. Seien Sie zurückhaltend mit der Weitergabe Ihres Namens, Ihrer Anschrift, Ihrer Telefonnummer, Ihres Facebook-Acounts und Ihrer Emailadresse. Anfänglich nutzen Sie immer die vom Anbieter gebotenen Kommunikationsmöglichkeiten wie Chats, Messenger und Cams. Auch bei der Weitergabe von Fotos empfiehlt sich ebenfalls anfänglich Zurückhaltung. Insbesondere sollten Sie es vermeiden, allzu freizügige oder sexy Fotos hochzuladen, die jeder einsehen kann. Dies ruft nämlich unter Umständen Kontakte mit speziellen Interessen auf den Plan, die Ihre Fotos nutzen wollen oder aber ganz auf Sexuelles eingestellt sind. Kommt das Ihren Interessen entgegen, soll alles in Ordnung sein. Für die meisten Nutzer ist das aber nicht der eigentliche Zweck ihrer Aktivitäten.
3. Eine neutrale Emailadresse erstellen
Sollten Sie im Laufe eines Flirts über die Kommunikationsmöglichkeiten des Anbieters hinauskommen wollen, richten Sie sich nur zu diesem Zweck eine neutrale oder witzige Emailadresse ein, die ebenfalls keine Rückschlüsse auf Ihre Identität zulässt. Viele Internet Provider bieten zu diesem Zweck zur Hauptadresse weitere Adressen mit witzigen Endungen an, die völlig neutral sind. Eine solche Emailadresse hat auch den Vorteil, dass man sie ohne Schaden abschalten kann, sollte es zu Stalking Aktivitäten oder Belästigungen kommen. Es kann auch nicht schaden, mehrere solcher Adressen in der Hinterhand zu haben.
4. Der Dating-Partner wünscht sich Fotos ?
Auch wenn der Dating-Partner noch so charmant bittet, seien Sie mit der Versendung intimer Fotos an Fremde äußerst vorsichtig. Sie kennen Ihren neuen Kontakt noch nicht persönlich, wissen nicht, wer hinter dem virtuellen Kontakt steht. Seröse Dating Partner haben Verständnis dafür, dass Sie intime Fotos nur nach persönlichem Kennenlernen weitergeben wollen und fragen auch nicht impertinent danach. Auch bei der Anzahl der zur Verfügung gestellten Fotos lassen Sie Zurückhaltung walten. 2-3 Fotos sind für einen ersten Eindruck vollkommen ausreichend. Der Rest muss sich im persönlichen Kontakt ergeben.
5. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen
Vorsicht ist geboten, wenn der Dating-Partner sehr ungeduldig ist, schnell auf weitere und intime Informationen oder einen sexuellen Kontakt drängt. Oft wird andernfalls mit Kontaktabbruch gedroht. Dating soll Spaß machen und hat keine Eile. Vertrauen Sie Ihrem inneren Gefühl: Wird Ihnen jemand unangenehm, drängt sich auf und wirkt ungeduldig, können Sie den ersten Kontakt jederzeit wieder beenden. Das gilt auch, wenn das Verlangen nach weiteren Informationen zu einseitig ist, weil sich der Flirtpartner selbst höchst bedeckt hält. Seriöse Partner- und Flirtbörsen bieten für solche Fälle auch Sperrfunktionen für einzelne Mitglieder an. Wer Druck aufbaut, führt vielleicht anderes und nichts Gutes im Schilde. Denken Sie immer daran, dass Sie zunächst ein virtuelles „Ich“ vor sich haben, solange Sie Ihr Gegenüber nicht persönlich kennen. Vermutlich versäumen Sie nichts, wenn Sie auf aufdringliche und unangenehme Flirtpartner verzichten. Verhalten Sie sich selbstbewusst.
6. Schützen Sie sich vor Betrügern
Selbstverständlich schicken Sie virtuellen Kontakten unter keinen Umständen Geld. Seriöse Dating Partner werden Sie auch nicht darum bitten. Insbesondere können persönliche Treffen nicht von Ihren Geldzahlungen abhängig sein. Bei Kontakten aus dem Ausland sollte man hier besonders aufmerksam und umsichtig sein. Vorsicht ist auch bei unklaren Telefonnummern und 0900-Nummern geboten sowie bei Dating Portalen, die laut ihrer Geschäftsbedingungen selbst animierende Fakeprofile einsetzen, um den Nutzer zur Inanspruchnahme kostenpflichtiger Leistungen zu bringen. Letzteres gilt auch, wenn der Nutzer immer nur auf kostenpflichtige Messengerleistungen des Anbieters verwiesen wird und persönliche Treffen mit dem Dating Partner mehrfach in letzter Minute abgesagt werden. Lesen Sie die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Anbieters vollständig vor Beginn Ihrer Flirtaktivitäten. Achten Sie auf automatische Verlängerungen von Bezahlleistungen, auf unklare oder überlange Kündigungsfristen und Abonnement-Leistungen. Kontaktieren Sie bei Zweifeln den Anbieter. Seriöse Anbieter bieten einen guten Service und antworten Ihnen.
7. Nochmals: Schicken Sie niemals Geld an Fremde
Man kann nicht oft genug vor ihnen warnen: Scammer sind geschickt im Aufbau von Vertrauen. Ihre mitleidserregenden Geschichten von plötzlichen finanziellen Engpässen und unerwarteten Erkrankungen sind überzeugend, zumal wenn Sie ihr Gegenüber schon „am Haken hat“. Die Betrüger geben sich viel Mühe, über längere Zeit einen tiefgründigen Kontakt aufzubauen, schmeicheln dem Ego Ihres Gegenübers. Oft erscheint es dem Dating-Partner so, als sei das alles zu schön, um wahr zu sein. Scammer stellen sich auf Ihr Gegenüber ein, befriedigen die Sehnsucht nach dem Traumpartner. Fallen Sie nicht darauf herein! Sobald Geldforderungen ins Spiel kommen, spielt Ihr Gegenüber falsch. Melden Sie den Scammer dem Anbieter. Vertrauen Sie sich Freunden an. Schämen Sie nicht, wenn Sie eine Weile auf schöne, liebevolle Emails und tolle Fotos hereingefallen sind. Passieren kann dies jedem in der weiten Welt des Internets. Der Vertrauensbruch ist meist schon schlimm genug. Lassen Sie nicht noch zu finanziellen Transaktionen manipulieren! Bleiben Sie realistisch, was die Erwartungen an ein virtuelles Gegenüber angeht. Zeit für Romantik bleibt nach dem Kennenlernen. Eine gesunde Skepsis schützt sie vor einem gebrochenem Herzen und finanziellen Verlusten. Ihre Sicherheit geht immer vor.
8. Romance Scam in Deutschland
Romance Scammer sind häufig äußerst professionell organisierte kriminelle Banden, die international agieren. Sie arbeiten häufig von West Afrika, Russland oder Nordafrika aus und können durch das Internet und gerade in kostenlosen Partnerbörsen überall nach Ihren Opfern suchen. Auch Deutschland ist von dieser speziellen Art der Internet-Kriminalität massiv betroffen. Es genügt dazu ein Blick auf bestimmte Internetseiten, auf denen Scam-Opfer ihre Geschichten erzählen und auch Scammer Fake Identitäten gezeigt werden. Dabei dürfte die Dunkelziffer hoch sein, denn die Opfer schämen sich häufig sehr. Nicht alle melden die Scammer bei Anbietern oder Behörden, zumal es nur selten gelingen wird, die Hintermänner der Scam-Aktivitäten zu identifizieren und dingfest zu machen. Die Scham Betroffener ist deshalb so groß, weil ein höchstpersönlicher, intimer Lebensbereich betroffen ist. Hier liegt neben der finanziellen Bereicherung die besondere Perfidität der Täter. Scammer sind häufig überdurchschnittlich gebildet – in Nigeria etwa handelt sich oft um junge Männer mit Hochschulabschluss und IT-Affinität – und beherrschen fremde Sprachen. Oft geben sie sich gegenüber Frauen perfekt mit falschen Fotos als Amerikaner oder Briten aus, die im Ausland als Expatriots tätig sind, auf Ölplattformen oder als Ingenieure.
Männer werden durch gefakte Fotos gebildeter, liebenswerter, deutschsprachiger Frauen aus Osteuropa, gern Deutschlehrerinnen, in einen intensiven Emailaustausch gelockt. Scammer profitieren von der Einsamkeit vieler Singles – auch in Deutschland. An irgendeinem Punkt kommt es mit einer herzigen Legende zur Geldforderung, bitte über Western Union oder dubiose Bankkonten. Dies ist spätestens der Zeitpunkt, aus der Geschichte auszusteigen. Weitere Informationen und Beratung zum Thema Romance-scamming finden Sie bei der online Polizei-Beratung.
9. Das erste Date – sorgen Sie für Ihre Sicherheit
Erste Treffen finden idealerweise in neutraler, öffentlicher und gut belebter Umgebung statt, zum Beispiel in einem Cafe oder einer Bar. Lassen Sie nicht von zu Hause abholen. Bleiben Sie auch im Gespräch mit persönlichen Informationen eher zurückhaltend. Frauen ist es auch zu empfehlen, eine gute Freundin über das Date zu Infomieren und für einen festen Zeitpunkt eine Rückmeldung zu vereinbaren. Bedenken Sie auch, dass der erste gute Eindruck täuschen kann. Beim ersten Date mit dem Partner nach Hause gehen kann gefährlich sein. Ernsthaft Interessierte Partner haben für eine gewisse Zurückhaltung am Anfang übrigens Verständnis. Wer hier Druck aufbaut, ist im besten Falle eben nur an Sex interessiert. Wer möchte schon gern in einer solchen Situation unter Druck gesetzt werden? Im Zweifel verabreden Sie ein weiteres Treffen. Seien Sie auch hier selbstbewusst. Ein Treffen verpflichtet Sie zu nichts.
10. Bleiben Sie ehrlich beim Flirten
Beim Treffen ist Ihr Dating-Partner doch nicht Ihr Typ? Kein Problem, Sie können einen Kontakt jederzeit freundlich und selbstbewusst beenden – ohne jede Verpflichtung. Bleiben Sie höflich und nett.